Das Fassenacht Lexikon

  

Alaaf:

  

Die Kölner rufen "Alaaf ". "Alaaf " kommt von " Cöllen al aff ", was soviel wie " Köln über alles " bedeutet. Fürst von Metternich verwendete diesen Spruch erstmals im 16. Jahrhundert in einer Bittschrift . Im Karneval des 18. Jahrhunderts war " Köllen alaaf " Lob- und Trinkspruch mit der Bedeutung " Köln allein - die alte Stadt vorne an ! " Bis vor etwa 20 Jahren hieß es immer: " Köllen alaaf ! ". Späterwurde das " n " einfach weg gelassen.

  

Aschermittwoch:

  

Der Aschermittwoch markiert im Christentum den Beginn des 40-tägigen Fastens und soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus fastend in der Wüste verbracht hat. Er beendet zugleich die Karnevalszeit, in der viel gefeiert wurde, wo es auch in den letzten 6 Tagen vor dem Aschermittwoch noch ausgelassener zuging.

 

Die Fastenzeit soll die Christen - wie in anderen Religionen auch - wieder zu sich selbst führen. Wenn man diese Zeit richtig nutzt, -besser gesagt-, " richtig lebt " und man sich auf das Angebot dieser Wochen einlässt, dann kann sich im Leben manches verändern.

 

Am Palmsonntag wurden früher die dürren und abgeschnittenen Palmzweige vom Vorjahr verbrannt und aus dieser Asche die gläubigen Christen auf der Stirn mit einem Kreuz gezeichnet. Dieser Brauch hat bis heute seine Bedeutung nicht verloren, denn die Asche ist das Symbol der Vergänglichkeit und mit dem Aschekreuz bekunden die Gläubigen die Bereitschaft zur Umkehr oder auch zu einem Neubeginn.

 

Fasten reinigt die Seele und den Körper, so die Fangemeinde des Heilfastens. Die Zeit vor Ostern soll helfen den getrübten Blick wieder klarer werden zu lassen und ein vielleicht in einen ungesunden Halbschlaf verfallenes Bewusstsein wieder zu wecken und zu schärfen. Nach alten Überlieferungen soll sogar der Teufel am Aschermittwoch aus dem Paradies vertrieben worden sein!

  

Bütt :

 

Die Bütt ist das Rednerpult des Vortragenden und quasi närrisches Hoheitsgebiet, auf dem er die viel zitierte

 

" Narrenfreiheit " genießt .

 

Denkt daran Ihr Unwissenden! Die Ihr Euch jedes Jahr aufs neue angegriffen meint  . . . wenn man Euch auch nur ein klein wenig auf den Zahn fühlt !

 

Bereits im Mittelalter hat der Narr "Abweichungen von der Norm" kritisiert. Ihrer Herkunft nach ist die Bütt ein halbes , nach hinten geöffnetes Weinfass: ". . . ohne Wein keine Fastnacht . . . ! " Und bekanntlich soll im Wein ja auch "ein klein wenig Wahrheit" liegen!?

  

Ein anderer Erklärungsversuch ist, die Bütt aus der Waschbütte - dem Waschfass - abzuleiten, denn im Karneval wird die schmutzige Wäsche in Form der Büttenrede gewaschen: Der Redner kritisiert in humorvollen Reimen Gesellschaft und Politik.

  

Aber auch Gedanken an Diogenes , den griechischen Denker , der seine Philosophie aus einem Fass verkündete , liegen nahe. Vielleicht hat man auch deshalb im Laufe der Zeit der Bütt das Aussehen einer Eule , dem Vogel der Weisheit gegeben!

  

Büttenrede :

 

Die Büttenrede geht auf die alte Form des " Rügerechts"im Mittelalter zurück , wonach der einfache Bürger in der Fastnachtszeit ungestraft seine Meinung sagen durfte .

 

Bei gängigen Fastnachtssitzungen im Rheinland ist dies eine Symbolfigur der jeweiligen Gesellschaft wie z.B. der Protokoller und der Till (dem Eulenspiegel nachempfunden , - Anm. von mir)

 

Bei uns , - bei der VO-TI-FE-LA - , - jaa wir haben da unsere eigenen Bezeichnungen und Regeln - , sind das z.B. der " de Spaziergänger", und die " Bänkelsänger" usw. die aus der Bütt , - bei den Bänkelsängern musikalisch und in gereimter Form - , komische Vorfälle, Unsinnigkeiten, Fehlverhalten, Missstände aus Gesellschaft, Kultur und Politik, - auch aus unserer Gemeinde anklagen und mit diesen, - oft auch schonungslos - ins Gericht gehen.

 

Die Rolle des Spaziergängers ist klar definiert: sein Focus liegt überwiegend auf den Belangen der Gemeinde, die er dann auf seine eigene Weise interpretiert.

 

Die Büttenrede, so wie wir sie heute kennen, haben eine doch noch relativ junge Tradition. Sie sind erst ab Beginn der organisierten Sitzungsfastnacht , -etwa in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in ihrer heutigen Form nachweisbar!

 

Elfer - Rat:

 

Diese Tradition soll sogar bis auf die Französische Revolution zurückgehen !

 

Er stellte ursprünglich eine Persiflage auf die damaligen Revolutionstribunale dar und sollte in der Zeit der Besetzung des Rheinlandes Forderungen als Narreteien aufzeigen.

 

Seinen Namen soll der Elferrat (siehe auch oben Erklärung der Zahl elf) von der Abkürzung " ELF " für " Egalité, Liberté, Fraternité ", dem Motto der französischen Revolution, haben.

 

Bei der VO-TI-FE-LA in Niederdorfelden besteht der Elferrat : "aus de‘ schennsde‘ Männer vo‘ Dorfelle" .

 

Aber nicht nur aus den schönsten Männern, - nein, links und rechts sitzen immer mindestens zwei schöne Damen neben unserem Sitzungspräsidenten!

 

Fastnacht ( Fasnet , Fasching , Karneval ):

 

Der Name Fastnacht bezeichnet ursprünglich nur den Dienstag vor Aschermittwoch. Im Zuge der Sprachentwicklung wurde er jedoch auf die ganze Festzeit übertragen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Festen trägt das Kalenderfest unmittelbar vor der Fastenzeit verschiedene Namen. Die üblichen Begriffe im Hochdeutschen sind Fastnacht, Fasching und Karneval. Darüber hinaus gibt es je nach regionalem Dialekt aber auch Ableitungen und Sonderformen wie zum Beispiel " Fasnacht ", " Fassenacht "  oder die alemannische " Fasnet ".

 

Das Wort Karneval , das sich im Spätmittelalter über verschiedene Zwischenformen heraus gebildet hat , hat seine Wurzeln in der lateinischen Sprache . Es setzt sich zusammen aus den Wörtern "carne" (Fleisch) und "levale" (aufheben). Eine einfachere Erklärung ist die wörtliche Übersetzung aus dem Lateinischen

 

"carne vale" was übersetzt soviel heisst wie : "Fleisch, lebe wohl !"

 

Der Name Karneval bedeutet also nichts anderes als die"Aufhebung " oder die "Wegnahme des Fleisches".

 

Er verweist damit auf die bevorstehende Fastenzeit , in der zumindest in früherer Zeit der Verzicht auf fleischliche Nahrung neben " sexueller Enthaltsamkeit ? ! ! ? " im Vordergrund stand. Nicht nur in Deutschland begegnet man der Bezeichnung Karneval für die närrischen Festtage . Man findet sie mit geringfügigen Abweichungen im ganzen romanischen Sprachraum.

 

Das deutsche Wort Fastnacht hat seine sprachgeschichtliche Herkunft aus dem Wort Fasten und nimmt damit ebenso Bezug auf die bevorstehende Fastenzeit wie die Bezeichnung Karneval . Im engeren Sinne nur auf den Dienstag vor Aschermittwoch bezogen , ist mit Fastnacht der Vortag bzw. der Vorabend zur Fastenzeit gemeint , der auf die kommende Periode einstimmen soll. Auch andere christliche Feste werden traditionell am Abend zuvor eingeleitet wie z.B. Weihnachten durch Heiligabend.

 

Fastnachts - Dienstag :

 

Der Fastnachtsdienstag bildet den Abschluß der närrischen Tage . Er wird daher auch in manchen Gegenden " Kehraus " genannt . Gebräuchlich sind aber auch Namen wie "Narrenfastnacht", "Laienfastnacht" -im Gegensatz zur "Pfaffenfastnacht" am Sonntag - oder auch "rechte Fastnacht". In einigen ländlichen Regionen wurde er früher auch "Schnitz - Dienstag" genannt , weil die bäuerliche Mahlzeit an diesem Tag aus gedörrten Birnenschnitzen und Speck bestand. Am Fastnachtsdienstag wird dann noch einmal kräftig gefeiert und in vielen Orten findet auch deswegen erst an diesem Tag der Fastnachts - Umzug statt : z.B. in Klaa Paris! (Na klar! . . . da geht doch halb Dorfelle hin!)
 
In unserer, sich zunehmend vom Glauben abwendenden Gesellschaft, wird der Dienstagabend heute kaum noch als Vorabend zu Aschermittwoch und damit als Eintritt zur Fastenzeit empfunden , sondern eher als Ende einiger schöner , lustiger Tage. Man feiert daher bis spät in die Nacht.

 

Das durfe in früheren Zeiten nicht sein, denn seitens der Kirche wurde strenger Wert darauf gelegt, dass bis 24 Uhr das Fastnachtstreiben beendet sein musste. Weit mehr als heute verbreitet waren daher auch sogenannte Fastnachtsabschlussbräuche. In einigen Gegenden haben sie sich aber noch bis heute erhalten. Fastnachts - Abschluss - Bräuche gab und gibt es vor allem dort, wo eine Symbolfigur der Fastnacht existiert.

 

Am Fastnachts - Dienstag gilt es , sich ihrer zu entledigen. Sie wird daher öffentlich verbrannt oder in einer "feierlichen" Zeremonie zu Grabe getragen. Die Fastnachter und Narren tragen dabei häufig ein äußeres Zeichen der Trauer wie schwarzer Schleier , schwarzer Hut oder Zylinder oder Kränze . Die Trauer selbst ist selbstverständlich nur gespielt.

 

Eine interessante Variante der Begräbniszeremonie ist das Begraben des Geldbeutels oder die Geldbeutelwäsche als Säuberungs - und Läuterungsaktion. Zu den sonstigen Abschlußbräuchen gehört die Rückgabe des Narrenrechts bzw. die Beseitigung von Rechtszeichen. Dazu gehört zum Beispiel die Rückgabe des Rathausschlüssels und dort wo ein Narrenbaum gesetzt wurde wird er am Fastnachtsdienstag gefällt oder versteigert.

 

Fastnachts- / Fremdensitzungen:

 

Aus den Erkenntnissen der französischen Revolution heraus , entwickelte sich zunächst im Rheinland Anfang des 19. Jahrhunderts Sehnsucht und Streben nach Freiheit um Mitbestimmung. Was im Staat zu dieser Zeit jedoch (noch) nicht möglich war, realisierte man daher mit der "parlamentarischen Monarchie "mit Wahlrecht und Mitbestimmung für alle Vereinsmitglieder. Als närrische Herrscherfigur wurde ein Karnevalsprinz gewählt, dem Garde und Kabinett in Form eines Elferrates zur Seite standen. Dahingehend gibt es also bei der VO-TI-FE-LA überhaupt keine Übereinstimmung mit den Rheinländern. Wir haben unseren Präsidenten mit seinem Elferrat, eine Garde, Büttenreden, Tänze, Musik,    -vor Allem aber: "unseren Spaß!"

 

Fastnachts - Termin:

 

Der Fastnachtstermin ist abhängig vom Ostertermin , und der hat wiederum , - seit dem Konzil von Cicäe im Jahr 325 - einen festen Termin , nämlich den ersten Sonntag , nach dem ersten Vollmond , nach Frühlingsbeginn , - am 20. März.

 

Also kann demnach Ostern frühestens am 21. März sein und hat somit 35 mögliche Termine! Folglich hat auch die Fastnacht bzw. der Beginn der Fastenzeit 35 mögliche Termine ! . . . sind also, wie viele Feiertage auch, bewegliche Tage. Sie fallen selten auf ein gleiches Datum, - wie z. B. der 11.11.

 

Um 600 führte Papst Gregor I. eine 40 - tägige Fastenzeit vor Ostern ein , die an die Zeit erinnern soll , die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat . Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern . Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen . So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch . Oder anders ausgedrückt: Aschermittwoch ist 46 Tage vor Ostern. Dementsprechend sind die drei Tage davor die Fastnachts - Tage.

 

Noch bis ins 16. Jahrhundert existierten beide Fastnachtstermine, die alte "Bauernfastnacht" und die neue "Herren-" bzw. "Pfaffenfastnacht" konkurrierend nebeneinander. Heute ist es oft so, dass in katholische Gegenden die Fastnacht vor dem Aschermittwoch, protestantische Gegenden nach dem Aschermittwoch feiern. Insbesondere im badischen Raum als auch in der Schweiz haben sich viele Bräuche der alten Fastnacht erhalten. Am bekanntesten davon ist sicherlich die Basler Fastnacht . Diese beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 04:00 Uhr mit dem sog.

 

"Morgenstraich" und endet am folgenden Morgen, ebenfalls um 04:00 Uhr.

 

Das war die kleine Tour durch die Fassenacht und ihre Bräuche!